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Zerstörer oder Heilsbringer: Was bedeutet ChatGPT für den Mittelstand?

Lesezeit: 7 Min

Natürlich ist man es in der Wirtschaft und insbesondere im Mittelstand längst gewohnt, dass immer häufiger eine neue Technologie ganze Märkte durcheinanderwirbelt. Wenn also eine „überwältigende“ KI wie ChatGPT durch die globale Manege geführt wird, gibt es für den Mittelstand im Grunde nur eine Frage: Kann es mir nutzen oder wird es mir gefährlich? Um das disruptive Potenzial und den Nutzen von künstlicher Intelligenz und insbesondere ChatGPT für den Mittelstand einschätzen zu können, sollte man daher verstehen, was sie kann und was nicht. Hier gibt’s die Antworten und nützliche Informationen!

Wer oder was ist ChatGPT?

ChatGPT ist der zurzeit noch frei zugängliche Prototyp eines Chatbots des US-amerikanischen Unternehmens OpenAI. Der besondere Clou bei OpenAI: Jedermann kann sich einloggen und damit herumexperimentieren. Dass zurzeit alle Welt Inhalte darüber generiert, liegt unter anderem auch darin begründet, dass dieser Chatbot medienwirksam erst im November 2022 veröffentlicht wurde. Und: Zentrale Geldgeber des Unternehmens sind der Unternehmer Elon Musk sowie Microsoft. Ähnliche KI-Modelle zum Beispiel zur Text- oder Bilderstellung sowie für andere Funktionen gibt es aber schon von anderen Unternehmen  – allerdings wurde diese weniger aufmerksamkeitsstark ausgerollt. Dennoch offenbart das unscheinbare Eingabefenster von ChatGPT ein ungleich größeres Leistungsspektrum, das man nur zu nutzen wissen muss. 

Was bedeutet der kryptische Name?

Eine derart mächtige Maschine könnte natürlich auch einen ähnlich wirkmächtigen Namen haben. Hat sie aber nicht. Stattdessen verhaspeln sich auch geübte Sprecher immer wieder dem kryptischen ChatGPT. Und das hat einen Grund: Chat steht dabei für das einfache Eingabefenster, das den geneigten Nutzer nach der Registrierung erwartet, also ein KI-Chatbot. Die Nutzung ist dabei so einfach, wie wir es von WhatsApp oder SMS gewohnt sind. Die Abkürzung „GPT“ steht hingegen für Generative Pre-trained Transformer. Das bedeutet, dass ChatGPT ein generativer, also erzeugender, vortrainierter Transformator ist. Einfach ausgedrückt: Durch das Eingabefeld interagiert man mit einem riesigen Computer, der darauf trainiert ist, Antworten und Ergebnisse auf ihm gestellte Fragen und Anforderungen zu liefern. Wichtig: ChatGPT erzeugt und verarbeitet dabei natürliche Sprache – man muss also kein Computergenie sein. Eine gute Einführung über die Fähigkeiten gibt es hier bei der Tagesschau aus der guten alten, analogen Welt. 

Was kann ChatGPT?

Die Begriffe KI und Machine Learning geistern schon seit einiger Zeit durch die Werbebroschüren dieser Welt. Und tatsächlich wird sie auch schon weitaus länger erfolgreich in den unterschiedlichsten Branchen eingesetzt. Was die Technologie gerade jetzt interessant und brisant macht, ist folgender Fakt: Der technologische Faktor ist bei ChatGPT eher zweitrangig. Ja – es kann wirklich viel. Viel wichtiger ist aber der Faktor der leichten Bedienbarkeit. Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Als seinerzeit die ersten Personal-Computer auf den Markt kamen, waren sie nicht wirklich leicht zu bedienen und stellten keinen großen Mehrwert für Otto-Normalverbraucher dar. Auch KMU und die Wirtschaft zögerten anfänglich mit der Nutzung. Erst mit Windows wurde aus dem grauen Kasten eine Wundermaschine für jedermann. Ähnlich ist es auch hier: Mit ChatGPT sind die erstaunlichsten Anwendungen für praktisch jeden Anwender möglich.

Und das gilt in den unterschiedlichsten Bereichen – von KMU bis Konzern. Es kann Hausarbeiten schreiben, Blogartikel schreiben, Präsentationen und Business-Pläne erstellen, weiß wie man Pfannkuchen macht, errechnet die unmöglichsten Formeln und schreibt auch ein Gedicht über die Themen „Hasen, Katalysatoren und Vanille“. Trotzdem muss man eine Tatsache verstehen: ChatGPT ist nicht wirklich „intelligent“ – auch wenn das nutzerfreundliche Interface den Eindruck macht. Vielmehr nutzt es sein Training (s.o.) und einen immensen Datensatz an Wissen, um schlicht und einfach bei der Textausgabe das wahrscheinlichste nächste Wort zu berechnen. Daher fällt es ihm auch schwer, neue Sinnzusammenhänge zu entdecken. Das ist und bleibt wahrscheinlich noch lange Zeit eine menschliche Domäne.

Was bringt das für den deutschen Mittelstand?

Mit ChatGPT bringt OpenAI eine Lösung für mittelständische Unternehmen an den Start, die absolut überzeugt. Denn: Durch die einfache Automatisierung von Vorgängen profitieren hier gerade diejenigen, die eigentlich nicht die Ressourcen haben, ihre Beschäftigten mit komplexen Aufgaben an den Computer zu binden. Die Recherche mit ChatGPT ist effektiv und hilft enorm dabei, neue Inhalte zu generieren. Für den Handel ist das besonders wertvoll, wenn es um Produktbeschreibungen, Anleitungen oder Werbe-Mails geht.

ChatGPT kann mit seiner Künstlichen Intelligenz in den verschiedensten mittelständischen Unternehmen eingesetzt werden, um Prozesse zu automatisieren und Zeit und Ressourcen zu sparen. Wichtig dabei ist die Tatsache, dass es keine Programmierkenntnisse der Beschäftigten oder teure Agenturen und Spezialisten mehr braucht. Man muss sich nur die Zeit nehmen, ChatGPT entsprechend zu „trainieren“, um genau die Ergebnisse herauszukitzeln, die man wünscht.

Natürlich sind die hier folgenden Beispiele daher nur ein kleiner Ausschnitt. ChatGPT kann je nach Bedarf und Branche angepasst werden, um noch spezifischere Anforderungen zu erfüllen. Und – um es einfach auf den Punkt zu bringen: ChatGPT ist ein Instrument zur Rationalisierung von Arbeit. Wer hier einen Weg findet, die neue Technologie zu seinem Vorteil einzusetzen, kann im Wettbewerb zukünftig punkten. So war es auch schon beim Rad und beim Computer. Hier nur vier Einsatzszenarien, über die gesprochen wird und die immer konkreter werden:

Kundenservice

ChatGPT kann als virtueller Assistent für Kundenanfragen eingesetzt werden und so den Kundenservice beschleunigen und verbessern. Ein Beispiel gibt es hier.

Vertrieb und Marketing

Als virtueller Verkaufsassistent kann ChatGPT potenzielle Kunden identifizieren und qualifizieren, sowie Produktinformationen zuliefern. Zum Ausprobieren: ChatGPT anhand einer Vorlage die Beschreibung eines neuen Produkts verfassen lassen.

Datenanalyse und Berichterstellung

ChatGPT kann eingesetzt werden, um Daten zu sammeln, zu analysieren und Berichte zu erstellen, um Entscheidungen zu treffen und sogar Geschäftsideen zu entwickeln. Dafür den eigenen Plan so genau wie möglich beschreiben und die KI nach Einschätzung und Ergänzungen befragen.

IT und Programmierung

Wenn Sie eine bestimmte Formel in Excel einbinden wollen, kann ChatGPT diese selbstverständlich für Sie erstellen. Aber die Möglichkeiten der AI gehen noch weiter: So lassen sich ganze Apps in einer Programmiersprache Ihrer Wahl entwerfen, oder Probleme mit bestehendem Code lösen. Einen Erfahrungsbericht finden Sie hier.

Wo liegen die Risiken von ChatGPT?

Alles Gute hat sein Schlechtes – und so gibt es auch einige Risiken zu beachten. Kurz gesagt: Eine gründliche Überprüfung der Datenschutzrichtlinien, eine enge Überwachung des Systems und eine regelmäßige Überprüfung der Leistung sind auch hier notwendig, um einen stabilen Betrieb zu gewährleisten.

Fehlerhafte Entscheidungen

Da ChatGPT auf der Basis von Algorithmen arbeitet, kann es zu Fehlern oder falschen Entscheidungen kommen, die Auswirkungen auf das Geschäft haben können. Es wurden auch schon sogenannte „Datenhalluzinationen“ beobachtet, bei denen die KI wissenschaftliche Quellenangaben nahezu perfekt gefälscht hat. Selbst Fachleute auf dem entsprechenden Gebiet konnten diese nur mit Mühe als solche erkennen.

Datenschutzrisiken

Die Verwendung von ChatGPT erfordert - je nach Einsatzzweck - den Zugriff auf sensible Kundendaten, was Datenschutzrisiken mit sich bringt. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Daten sicher gespeichert und verarbeitet werden.

Kosten

Trotz der Do-it-yourself-Attitüde kann die individualisierte Implementierung und rechtssichere und dauerhaft professionalisierte Verwendung von ChatGPT mit Kosten verbunden sein – insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen.

Abhängigkeit von Technologie

Eine starke Abhängigkeit von ChatGPT kann dazu führen, dass das Unternehmen weniger flexibel und anpassungsfähig wird, wenn es darum geht, auf Änderungen im Markt oder in den Kundenbedürfnissen zu reagieren. Menschliche Akteure sind hier leichter „umzuprogrammieren“.

Fazit: Augen auf und durch!

Wenn eine leicht bedienbare und äußerst effektive Technologie einem breiten Publikum zur Verfügung gestellt wird, sollten alle Marktteilnehmer aufhorchen. Mit ChatGPT können zum Beispiel erfolgreiche und umfangreiche Websites an einem Nachmittag geklont werden – von nur einer Person. Welche Lücken hierbei gefunden werden und welche Nischen damit besetzt werden, steht zurzeit noch in den Sternen. Die Masterfrage für Unternehmer lautet: Was können Mitbewerber mit einer starken KI zukünftig schneller machen und damit den Wettbewerb stark verzerren? Und wie kann ich darauf reagieren? Die sinnvollste Maßnahme ist die Gründung einer betriebsinternen Taskforce, die den Markt und das Potenzial für das eigene Unternehmen auslotet und dauerhaft im Auge behält.

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