Bei Lieferketten ist es – um es mit einem gefälligen Bild zu umschreiben – so: Sie müssen genauso geschmiert funktionieren wie die ganze weitere Produktionsmaschinerie. Und genau dies geriet in vielen Teilen der deutschen Wirtschaft mit der Corona-Pandemie ernsthaft ins Wanken. Besonders die in der Globalisierung erstarkte Hinwendung an den preiswerten Standort China erwies sich in dieser weltweiten Krise als riskant. Auch die Ukraine-Krise verbesserte die Lage nicht. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass ein Drittel der Mittelständler längerfristig seine Lieferketten innerhalb Westeuropas stärken will. Hier die Details!
Neue Studie zu Lieferketten: Näher ist besser!
Es hakt: Dauerproblem Lieferkette
Lieferengpässe – in der Automobilindustrie waren es die Halbleiter, beim Einzelhandel Konsumgüter aus China und in der Bauwirtschaft knappe Baumaterialien. Es kam zu Staus vor wichtigen Häfen, einem damit verbundenen akuten Containermangel und nicht zuletzt zu rasant gestiegenen Transportkosten. Im Zuge der Ukraine-Krise kamen dann für den deutschen Mittelstand noch Energiekosten und indirekte Probleme durch betroffene Lieferanten hinzu. Kurzum: Die Lieferkette avancierte seitdem zum Dauerproblem.
Studie: Der Mittelstand und seine Lieferketten
In einer Studie zum Lieferkettenproblem wurden im September und Oktober 2022 nun über 1.000 Mittelständler unter anderem nach ihren aktuellen regionalen Abhängigkeiten befragt. Man stellte dabei auch die Frage, wie sich die Abhängigkeiten in den nächsten fünf Jahren verändern sollen. Darüber hinaus standen die aktuellen Herausforderungen und Trends im Bereich des Lieferkettenmanagement sowie die Nachhaltigkeit von Lieferketten im Fokus der Studie. Eines der wichtigsten Ergebnisse: Viele Unternehmen mussten schmerzhaft erfahren, dass ihre Lieferketten nicht flexibel genug waren, um schnell auf Veränderungen zu reagieren, und dass sie zu sehr von einzelnen Lieferanten abhängig waren.
Westeuropa & USA im Fokus
Um zukünftig im Bereich der Lieferkette besser gewappnet zu sein und Problemen aus dem Weg zu gehen, beabsichtigt ein Drittel der befragten Mittelständler, sich in den nächsten fünf Jahren stärker auf das Geschäft mit den westeuropäischen Nachbarn zu konzentrieren. Damit ist offenbar neben der rein räumlichen Nähe auch die wirtschaftliche und politische Stabilität des EU-Raums ein Faktor bei den Entscheidungen. Immerhin noch 15% der Befragten wollen auch den Post-Trump- USA in den kommenden fünf Jahren wieder eine größere Rolle in ihren Lieferketten zukommen lassen. Nur 7% der Mittelständler planen ihre Lieferbeziehungen mit den Vereinigten Staaten zurückzufahren. Tendenziell strecken dabei vor allem die größeren Mittelständler ihre Fühler in Richtung USA aus. Nicht weiter verwunderlich: Mehrheitlich zurückfahren wollen die Mittelständler vor allem die Bedeutung von Russland und der Ukraine.
China bleibt attraktiv
Eine überraschend große Uneinigkeit besteht im deutschen Mittelstand allerdings hinsichtlich des zukünftigen Umgangs mit China. Die Unternehmen sind sich der großen Abhängigkeit von China dabei sehr wohl bewusst – gleichzeitig locken aber immer noch günstige Preise und ein gigantischer Absatzmarkt. So erklärt sich, dass immer noch rund 15% der befragten Unternehmen ihre Lieferverflechtungen mit der Volksrepublik ausbauen wollen. Ein ebenso großer Anteil der Mittelständler plant indes, die Abhängigkeit von China zu reduzieren. Wer hier den richtigen Riecher für Risiken und Chancen hat, wird erst die Zukunft zeigen.
Nachhaltigkeit und LKSG
Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Studie betrifft die Nachhaltigkeit von Lieferketten. Die Studie zeigt, dass immer mehr Unternehmen die Bedeutung von nachhaltigen Lieferketten erkennen und in diesem Bereich investieren. Dies kann durch die Einbeziehung von Nachhaltigkeitskriterien in die Auswahl von Lieferanten, die Verwendung von umweltfreundlichen Materialien und die Förderung von fairen Arbeitsbedingungen erreicht werden.
Ein Faktor hierbei ist sicherlich auch das Anfang 2023 in Deutschland in Kraft getretene Lieferkettensorgfaltsplichtengesetz – kurz LKSG. Auch wenn hiervon vorläufig nur Unternehmen mit mindestens 3000 Mitarbeitern betroffen sind (ab 2024 auch Unternehmen ab 1.000 Beschäftigte), ergeben sich damit erhebliche Aufgaben im Bereich der Präventions- und Abhilfemaßnahmen entlang der Lieferketten.
Es muss unter anderem ein wirksames Risikomanagement eingerichtet werden, um Gefahren für Menschenrechtsverletzungen und bestimmte Schädigungen der Umwelt zu identifizieren. Dies betrifft allerdings auch schon jetzt deutlich kleinere Unternehmen, die von wichtigen größeren Kunden und Lieferanten zu einer Zertifizierung aufgefordert werden.
Fazit:
Die vorliegende Studie bietet interessante Einblicke in die aktuellen Herausforderungen und Trends im Bereich des Lieferkettenmanagements. Sie zeigt auch, dass insbesondere mittelständische Unternehmen noch deutlich flexibler und nachhaltiger werden müssen, um weiterhin erfolgreich zu sein. Lieferengpässe und Lieferverzögerungen müssen vermieden die Nachhaltigkeit von Lieferketten zu gefördert werden. Welche Rolle dabei die verschiedenen internationalen Player spielen werden, ist sicherlich eine Frage der aktuellen geopolitischen Verwerfungen.
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