Ein neues Schreckgespenst geht um in der deutschen Wirtschaft - die sogenannte Stagflation. Dabei handelt es sich nicht etwa um ein hippes, neues Buzzword, sondern vielmehr ein bereits bekanntes Wirtschaftsphänomen. Als Folge der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg kann der Mix aus wirtschaftlicher Stagnation und Inflation dabei eine ungünstige wirtschaftliche Konstellation entstehen lassen, gegen die man sich als Unternehmen aufstellen sollte. Was dies bedeutet und welche Maßnahmen ergriffen werden können, erklären wir hier!
Stagflation - was müssen Unternehmen wissen?
Was bedeutet Stagflation eigentlich?
Stagflation ist ein sogenanntes Kofferwort, das sich aus den Begriffen Stagnation und Inflation zusammensetzt. Der erste Teil bedeutet in diesem Zusammenhang eine konjunkturelle Situation, bei der die Wirtschaft aufgrund verschiedener Faktoren nicht mehr wächst. Nun braucht man keinen Abschluss in Volkswirtschaft, um zu verstehen, dass fehlendes Wachstum bei gleichzeitig steigenden Preisen keine günstige Relation darstellt. Und genau dies wird mit dem Begriff Stagnation umschrieben. Die Preise steigen (Inflation), die Belastung ist entsprechend hoch und ein Wachstum, das dies auffangen könnte, ist nicht vorhanden. Die Folge wäre eine Lohn-Preis-Spirale, die die Situation dann weiter aufheizt. Wenn es dann nicht doch anders kommt!
Stagflation - ein alter Bekannter
Stagflation ist als Phänomen der Wirtschaft keineswegs eine Erfindung des neuen Jahrtausends. Bereits in den 1970er Jahren konnte man dieses Phänomen während der Ölkrise beobachten. Die Stagflation entstand seinerzeit, als die OPEC den Ölpreis verdoppelte und es daraufhin in den westlichen Industriestaaten zu einem starken Anstieg der Inflation von 6% auf 13% im Jahr 1974 kam. Auch die Arbeitslosigkeit in den USA verdoppelte sich daraufhin nahezu auf 8,4%. Ein ähnliches Szenario bietet sich uns jetzt: Im März 2020 lag das Wirtschaftswachstum der deutschen Wirtschaft etwa bei Null und die Inflation ist mit 7,3 Prozent so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr. Auch die Europäische Zentralbank spricht bereits von einem „stagflatorischen Schock“. Aber: Alleine seit 1960 kann man ganze 16 Quartale mit Stagflation in den USA identifizieren. Es muss also keineswegs immer ein Schreckensszenario sein.
Stagflation: Was können Unternehmen jetzt tun?
Angesichts der aktuellen Entwicklung wird es wichtig sein, wie die deutsche Wirtschaft reagiert. Einen garantierten Schutz kann es dabei nicht geben, da eine derartige Entwicklung immer in einem makroökonomischen Zusammenhang steht. Dementsprechend kann es für einzelne Teilnehmer auch keine Wundermittel gegen die Konjunktur an sich oder die Inflation geben. Muss es aber auch nicht! Vielmehr sollte man der Stagflation mit der richtigen Haltung und einer individuellen Strategie entgegentreten. Zum Beispiel so:
Lernen aus der Vergangenheit
Die Stagflation der 70er Jahre gibt reichlich Anlass, aus den Reaktionen der Unternehmen seinerzeit zu lernen. Ein Beispiel aus dem Automobilsektor: Mitten in die Entwicklung des neuen Ford Mustang der zweiten Generation platzte die Ölkrise von 1973. Fast panisch trat Ford auf die Bremse und brachte 1974 den Mustang II auf den Markt. Auf Basis des Pinto gab es zum Unmut der Fans nur noch schwachbrüstige Vier- und Sechszylindermotoren, was man schon ein Jahr später mit einem neuen V8 wieder zurücknehmen musste. Zeitgleich eroberten japanische Hersteller allerdings mit sparsamen Kleinwagen den Markt. Dies war so erfolgreich, dass die USA 1981 von Japan sogar eine Selbstbeschränkung der Autoausfuhren erzwangen. Die Lehre daraus: Noch schlimmer als der Stillstand ist das Verbiegen der eigenen Identität. Zu viel Vorsicht führt zu falschen Entscheidungen, die Marktanteile kosten können.
Stagflation kennt auch Gewinner
Bei einer Stagflation verlieren nicht alle Marktteilnehmer, es gibt - wie immer in der Wirtschaft - auch Gewinner. Denn: Manche Produkte sind im Alltag unverzichtbar, auch wenn sie teurer werden. Bei den stabilen Marktteilnehmern handelt es sich also in der Regel um Unternehmen, die genau diese unverzichtbaren Produkte anbieten, sogenannte defensive Industrien. Kurz gesagt: Die Bereiche Versorger, Basiskonsumgüter, Energie und die Gesundheitsbranche haben bessere Karten während der Stagflation.
Maßnahmen gegen die Stagflation
Aus der Logik der oben genannten Beispiele lassen sich zumindest drei Maßnahmen ableiten, die während der Stagflation möglicherweise das Schlimmste auffangen könnten:
1: Produkte intelligent anpassen
Das Ford-Beispiel zeigt, dass eine falsche und übereilte Produktstrategie während der Stagflation der falsche Weg ist. Mit einer intelligenten Anpassung kann man allerdings punkten. Im aktuellen Fall sind dies sicherlich preiswertere Alternativen, die dem Sparzwang entgegenkommen, oder energiesparende und nachhaltige Produkte, die dem Zeitgeist entsprechen. Also: Warum nicht ein abgespecktes Produkt zu einem geringeren Preis anbieten?
2: Kunden- & Lieferantenportfolio anpassen
Es gibt Branchen, die der Stagflation besser standhalten als andere. Auch diese benötigen Zulieferer und Partner. Es kann also Sinn machen, die Nähe dieser defensiven Industrien zu suchen und das eigene Portfolio entsprechend auszubauen. Haben Sie bereits Kunden aus diesem Bereich? Umso besser!
3: Liquiditätsschonend arbeiten
Liquidität kann der Rettungsanker sein, wenn es mal eng wird – oder es eine Lücke zu nutzen gilt. Schließlich kann man auch in der Stagflation Marktanteile gewinnen. Um hier richtig aufgestellt zu sein und flexibel agieren zu können, sind Leasing und Factoring bewährte Finanzinstrumente.
Fazit: Kopf hoch und weitermachen!
Irgendwas ist immer: Die Krise ist schon da, eine hohe Inflation auch und die drohende Stagflation dämpfen sicherlich die Erwartungen. Kurzum – die Kosten in den kommenden Monaten sind hoch und die Risiken steigen. Leasing und Factoring können allerdings auch in diesen Zeiten wertvolle Potenziale freisetzen. Einen starken Partner mit dem Blick auf Ihre Zukunft gibt es dabei sogar noch obendrauf. Halten Sie durch - es wird wieder besser. Versprochen!