Avalkredit – einfach erklärt!
Im Bereich der Unternehmensfinanzierung ist der Avalkredit ein häufig eingesetztes Instrument. Dennoch ist er vielen Unternehmern eher unbekannt. Daher ist die Frage berechtigt: Was genau ist ein Avalkredit und wie kann er in Geschäftstransaktionen eingesetzt werden?
Definition und Funktion des Avalkredits
Ein Avalkredit ist eine Form der Bürgschaft, die von einer Bank oder einem Finanzinstitut zur Verfügung gestellt wird. Bei dieser Bürgschaft verpflichtet sich die Bank oder der Finanzdienstleister, die Verbindlichkeiten des Kunden zu begleichen, falls dieser seinen Verpflichtungen nicht nachkommen kann. Der Avalkredit ist somit kein Firmenkredit im herkömmlichen Sinn, da in der Regel keine Geldmittel übertragen werden. Der Begriff „Kredit“ kann den einen oder anderen an dieser Stelle daher ein wenig verwirren.
Anwendungsbereiche und Arten des Avalkredits
Avalkredite sind besonders in Handelsgeschäften von Bedeutung. Dort dienen sie als Sicherheit für die Erfüllung von Vertragsbedingungen. So kann beispielsweise ein Unternehmen, das Produkte ins Ausland exportiert, mithilfe eines Avalkredits eine Liefergarantie für den Käufer absichern.
Weitere Arten von Garantien, die durch einen Avalkredit abgedeckt werden können, sind z.B.:
- Mietaval: Garantie für die Mietzahlung von Geschäftsräumen.
- Garantieaval oder Zahlungsaval: Garantie für die vertragsgemäße Leistungserbringung in Geschäftsbeziehungen.
- Zollaval: Garantie für die korrekte Abwicklung von Zollverpflichtungen.
- Gewährleistungsaval: Dieser bezieht sich auf die Gewährleistungshaftung von verkaufter Ware bzw. erbrachten Leistungen.
Vor- und Nachteile des Avalkredits
Aufgrund der Natur des Avalkredits kommt es zu keinem größeren Abfluss an Liquidität, da der Kredit nicht zurückgezahlt werden muss. Für die Übernahme des Risikos erhebt die Bank eine sog. Avalprovision, die von verschiedenen Faktoren abhängig ist, wie z.B. der Bonität der beteiligten Unternehmen sowie der gewünschten Laufzeit. Die Avalprovision ist dabei in der Regel günstiger als die Kosten für einen gewöhnlichen Firmenkredit. Auf der anderen Seite kann ein Unternehmen mit einem Avalkredit weder seine Liquidität entscheidend erhöhen (sofern dies ein Ziel ist), noch kann es Investitionen damit tätigen bzw. Anschaffungen realisieren, wie es mithilfe eines klassischen Firmenkredits oder beim Leasing möglich wäre. Eines sollte man als Unternehmer noch zudem bedenken: Der Avalkredit belastet die Kreditlinie, die Ihnen Ihre Bank einräumt.
Voraussetzungen für den Erhalt eines Avalkredits
- Geschäftliche Rechtfertigung: Sie müssen einen validen und nachvollziehbaren Grund für die Beantragung eines Avalkredits darlegen.
- Finanzielle Stabilität: Banken prüfen in der Regel Ihre Finanzen sehr genau, um sicherzustellen, dass Sie die Gebühren für den Avalkredit bezahlen können.
- Kreditwürdigkeit: Wie bei jedem anderen Kredit wird die Bank Ihre Kreditwürdigkeit überprüfen.
Der Avalkredit in der Praxis: Ein Beispiel
Ein Beispiel für den Einsatz eines Avalkredits könnte ein mittelständisches Unternehmen aus dem Bereich Maschinenbau sein, das Turbinen herstellt und einen neuen Kunden in Kanada gewonnen hat. Dieser Kunde verlangt eine Garantie für die Lieferung der Turbinen. In diesem Fall könnte das Unternehmen bei einer Bank einen Avalkredit beantragen, der die Lieferverpflichtung gegenüber dem kanadischen Kunden absichert.
Alternativen zum Avalkredit
Im Folgenden finden Sie eine Auswahl alternativer Finanzierungsinstrumente, die zum Teil ähnliche Aufgaben erfüllen wie der Avalkredit.
- Forfaitierung: Unter Forfaitierung versteht man eine Form der Exportfinanzierung. Dabei kauft ein Finanzinstitut bzw. eine Bank mittel- bis längerfristige Forderungen aus dem Export von einem Unternehmen an.
- Zession / Zessionskredit: Hierbei handelt es sich um einen kurzfristigen Kredit, der durch eine (globale) Abtretung offener Forderungen an ein Finanzinstitut gesichert wird.
Ergänzende Finanzierungsinstrumente zum Avalkredit
Entdecken Sie hier die eine oder andere Finanzierungsmethode, die Sie vorher noch nicht kannten!
- Absatzfinanzierung: Bei der Absatzfinanzierung tritt ein Leasinganbieter in den Kauf ein - anstelle des Kunden. Der Kunde zahlt dann geringe monatliche Raten an die Leasinggesellschaft. Ein Händler oder Hersteller kann so seinen Kunden günstige Finanzierungsraten für seine Produkte anstatt hoher Kaufpreise anbieten und damit seinen Absatz steigern. Gleichzeitig sichert das Unternehmen seine Liquidität ab, denn den Kaufpreis für die Produkte erhält es stets zuverlässig von der Leasinggesellschaft – und das unmittelbar.
- Factoring: Beim Factoring verkauft ein Unternehmen seine offenen Forderungen an ein Factoring-Unternehmen, das sofort einen Großteil des Betrags auszahlt. Gleichzeitig sichert der Factoring-Anbieter das Unternehmen zu 100% gegen Forderungsausfälle ab.
Fazit
Der Avalkredit kann sich als sinnvolles Instrument bei der Unternehmensfinanzierung erweisen, insbesondere für Handelsbetriebe. Er kann die Flexibilität und Sicherheit erhöhen und es Unternehmen ermöglichen, Geschäftsbeziehungen aufzubauen und zu pflegen, indem er die Erfüllung vertraglicher Verpflichtungen absichert. Gleichzeitig sollten Unternehmen die damit verbundenen Kosten und Bedingungen im Auge behalten. Es empfiehlt sich, verschiedene Angebote und Anbieter zu vergleichen. Auch sollten ergänzende Finanzierungsinstrumente wie Factoring und Absatzfinanzierung in Betracht gezogen werden, bevor man sich für einen Avalkredit entscheidet. Wichtig ist schlussendlich, dass die jeweilige Finanzierungsart immer zu Ihrer übergeordneten Finanzstrategie bzw. Ihrem aktuellen Finanzierungsmix passt.