Das abc-Glossar
Wichtige Begriffe für Unternehmer - einfach erklärt

Investitionskredit: Definition, Funktion, Vergleich

Immer wieder stehen Unternehmer vor der Herausforderung, dass sie eine visionäre Idee haben oder eine wichtige Ersatzinvestition tätigen müssen, jedoch das nötige Kapital dafür fehlt. Hier kommt häufig der Investitionskredit ins Spiel. Dieser Artikel liefert alle relevanten Infos zum Thema.

Investitionskredit: Was ist das eigentlich?

Vereinfacht gesagt: Investitionskredite sind Darlehen, die Unternehmen aufnehmen, um mittel- bis langfristige Investitionen zu finanzieren. Der Begriff Investitionsdarlehen wird häufig synonym verwendet. Typische Anwendungsfälle sind die Anschaffung von Maschinen, Immobilien oder Technologien, oder auch der Kauf von immateriellen Vermögensgegenständen wie Marken- oder Lizenzrechte. Der Investitionskredit ist eine Variante des Firmenkredits, welcher zu den gängigen Instrumenten im Bereich der Unternehmensfinanzierung zählt. Es handelt sich hierbei um eine Art der Fremdfinanzierung.

Anwendungsfälle: Ein kleiner Exkurs

Nehmen wir als Beispiel die fiktive Firma "BioTech Solutions", die in Deutschland ansässig ist. Sie hat eine revolutionäre Technologie für die biologische Wasseraufbereitung entwickelt. Um diese Technologie europaweit zu vermarkten, benötigt sie spezialisierte Ausrüstung und mehr Personal. Es geht hier also um eine sehr langfristig ausgelegte Investition. Ein Investitionskredit könnte den notwendigen finanziellen Schub liefern, um dieses Wachstum zu finanzieren.

Die Vorteile auf einen Blick:

  • Schnelligkeit: Sie bekommen Zugang zu größeren Geldbeträgen in recht kurzer Zeit. Sie müssen nicht warten, bis Sie das für Ersatz- oder Erweiterungsinvestitionen benötigte Kapital selbst erwirtschaftet haben. 
     
  • Planbarkeit: Feste Laufzeiten und Zinssätze ermöglichen eine klare Kalkulation.
     
  • Zinssatz: Kredite mit langen Laufzeiten sind in der Regel günstiger als Kredite mit kurzfristigen Laufzeiten. Gleichwohl sollten stets auch die Gesamtkosten der Finanzierung betrachtet werden und nicht nur der Zinssatz oder die Höhe der monatlichen Raten.
     
  • Steuer: Anfallende Zinsen können in der Regel von der Steuer abgesetzt werden, was für Unternehmen steuerliche Vorteile bringen kann. (Kurzer Verweis: Bei Leasing können die gesamten monatlichen Raten, d.h. nicht nur der Zinsanteil, in der Regel als Betriebsausgabe geltend gemacht werden und so die Steuerlast noch einmal deutlich stärker mindern).

Was sind mögliche Nachteile?

Auch wenn Investitionsdarlehen viele Vorteile bieten, sollten Sie keinen Vertrag unterzeichnen, ohne sich ausgiebig informiert zu haben. Im Folgenden die wichtigsten Anhaltspunkte:

  • Konditionen: Welche Zinsen fallen an? Gibt es versteckte Gebühren? Gibt es die Möglichkeit von Sondertilgungen oder frühzeitiger Rückzahlung? Fallen bei Letzterem Vorfälligkeitsgebühren an?
     
  • Einschränkungen: Ist die Verwendung des Kredits eingeschränkt? Dies könnte Ihren Handlungsspielraum erheblich verkleinern. 
     
  • Sicherheiten: Verlangt der Kreditgeber Sicherheiten für den Fall, dass Ihr Unternehmen die Zahlungen nicht leisten kann? Wenn ja, können diese Sicherheiten im Fall der Fälle eingezogen werden, was zu einem Verlust von Vermögenswerten führen kann.
     
  • Laufzeit: Passt diese zu Ihrer Investition? Ein möglicherweise kurzlebiger Trend sollte z.B. nicht mit einem 10-jährigen Kredit finanziert werden.
     
  • Abhängigkeit: Jeder Kredit birgt ein gewisses Risiko für ein Unternehmen, da es sich um eine Verpflichtung handelt. Wenn Ihr Unternehmen die Zahlungen nicht leisten kann, droht ein schlechter Kredit-Score, was wiederum zu Schwierigkeiten oder höheren Kosten bei der Beschaffung finanzieller Mittel an anderer Stelle führt.

Vergleich mit anderen Finanzierungsarten

Im Folgenden vergleichen wir das Investitionsdarlehen mit den gängigsten Finanzierungsarten für Unternehmen.

  • Investitionskredit vs. Betriebsmittelkredit
    Während Investitionskredite mittel- bis langfristige Anschaffungen finanzieren, dienen Betriebsmittelkredite der kurzfristigen Finanzierung des laufenden Geschäfts. Anwendungsfälle sind die Vorfinanzierung von Material, Rohstoffen, Waren oder Vorräten oder die Überbrückung von Liquiditätsengpässen. Bei Investitionskrediten ist der Zinssatz in der Regel günstiger als bei Betriebsmittelkrediten. Einfach gesagt: Investitionskredite sind für den langen Marathon geeignet, Betriebsmittelkredite für den täglichen Sprint. Letztere eignen sich daher eher nicht für große, längerfristig angelegte Investitionen.
     
  • Investitionskredit vs. Kontokorrentkredit
    Ein Kontokorrentkredit stellt eine flexible Kreditlinie dar. Dieser dient zur kurzfristigen Überbrückung finanzieller Engpässe bzw. als Liquiditätsreserve. Da die Zinssätze häufig sehr hoch ausfallen, ist eine dauerhafte Inanspruchnahme nicht empfohlen. Bei einer Überziehung fallen zusätzlich zum eigentlichen Sollzins Überziehungszinsen an. Auch muss mit weiteren, zusätzlichen Kosten für die Inanspruchnahme gerechnet werden. Diese Finanzierungsform ist daher für größere Investitionen nicht geeignet. 

 

  • Investitionskredit vs. Förderkredit
    Förderkredite sind vergünstigte Finanzierungsoptionen, die von öffentlichen Institutionen wie Förderbanken (z.B. KfW) oder gemeinnützigen Organisationen bereitgestellt werden. Diese haben den Zweck, bestimmte Geschäftsaktivitäten, meist Wachstum und Innovation, zu unterstützen. Ein Förderkredit könnte in vielen Fällen auch als subventionierter Investitionskredit verstanden werden.

    Förderkredite sind in der Regel günstiger als ein Investitionsdarlehen in Form eines klassischen Bankkredits, haben aber oft hohe administrative Hürden. Wann diese Art der Finanzierung sinnvoll ist, erfahren Sie in unserem Ratgeber-Artikel zum Förderkredit

 

  • Investitionskredit vs. Leasing
    Beim Leasing steht zwar in erster Linie die flexible Nutzung des jeweiligen Wirtschaftsguts im Vordergrund, dennoch kann Leasing eingesetzt werden, um Investitionen zu finanzieren (sog. Finanzierungsleasing). Am wohl bekanntesten ist das Firmenwagen-Leasing oder Nutzfahrzeug-Leasing. Mittlerweile sind aber ebenfalls das IT-Leasing für Hard- und Software und das Maschinen-Leasing weit verbreitet. Hier die zentralen Vorteile des Leasings gegenüber einem Investitionsdarlehen:
    • Keine zusätzlichen Sicherheiten: Diese werden in der Regel nicht benötigt, da das Wirtschaftsgut selber als Sicherheit dient.
    • Steuervorteile: Meist können die gesamten Leasingraten in voller Höhe (und nicht nur die Zinsen wie beim Investitionskredit) steuerlich abgesetzt werden
    • Hohe Flexibilität: Je nach Vertragsgestaltung gibt es Wahlmöglichkeiten, was am Laufzeitende mit dem geleasten Wirtschaftsgut geschehen soll.
    • Bonität: Leasingobjekte erscheinen nicht in der Bilanz des Leasingnehmers. Das stärkt die Eigenkapitalquote, was sich positiv auf die Bonität bzw. das Bankenrating auswirkt.

Mehr über Leasing 
 

Leasingrate für anstehende Investition berechnen?

  • Investitionskredit vs. Mietkauf
    Ein Mietkaufvertrag ist eine Kombination aus Miet- und Kaufvertrag. Das Eigentum am Finanzierungsobjekt geht erst am Ende der Laufzeit, dafür automatisch, auf Sie als Kunden über.

    Da der Mietkauf meist von sehr spezialisierten Finanzierungsanbieter angeboten wird, die eine hohe Objekt- und Branchenkenntnis haben, dient das Finanzierungsobjekt überwiegend als Sicherheit. Das bedeutet, dass oft keine zusätzlichen Sicherheiten notwendig sind, wie es häufig bei Bankkrediten der Fall ist.

    Mit Laufzeiten von bis zu 8 Jahren (je nach Branche und Finanzierungsobjekt) kann der Mietkaufvertrag als geeignete Alternative zum Investitionskredit angesehen werden.

Mehr über Mietkauf

  • Investitionskredit vs. Sale-and-lease-back
    Last but not least ein absoluter Geheimtipp: Anstatt dass Sie frisches Geld „blanko“ aufnehmen für Ihre Investition, können Sie mit Hilfe des Sale-and-lease-back-Verfahrens bereits gebundenes Kapital in Form von werthaltigen Maschinen oder Fahrzeugen, die Sie einst mit Eigenmitteln gekauft haben, rückwirkend in eine kostenoptimierte und bilanzneutrale Leasingfinanzierung überführen.

    So setzen Sie sofortige Liquidität in Ihrem Unternehmen frei, welche Sie dann für Ihre Investitionen einsetzen können, anstatt ein langfristig angelegtes Investitionsdarlehen aufzunehmen. Die dann fortan zu zahlenden Leasingraten im Rahmen des Sale-an-lease-back-Vertrags lassen sich zudem in aller Regel voll als Betriebsausgaben absetzen, was wiederum die Steuerlast mindern kann.

Die folgende Grafik veranschaulicht dieses Verfahren:

Fazit

Der Abschluss eines Investitionskredits will gut überlegt sein. Sinnvoll eingesetzt, kann er ein effektives Instrument sein, mit dem Sie Ihre Visionen in die Tat umsetzen können. Er birgt jedoch auch einige Risiken, die abzuwägen sind. Zu empfehlen ist, sich erstens ausgiebig mit alternativen Finanzierungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen und zweitens, zu überprüfen, wie sich die jeweilige Finanzierungsart in Ihren aktuellen Finanzierungs-Mix eingliedern lässt. Denn die richtige Finanzentscheidung heute kann der Schlüssel für Ihren Erfolg von morgen sein. Ziehen Sie im Zweifelsfall einen erfahrenden Finanzexperten heran, der Sie bei der Entscheidung berät und unterstützt.

Mitgliedschaften