Lieferantenkredit
Der Lieferantenkredit, auch als Warenkredit oder Handelskredit bezeichnet, ist kein Firmenkredit im herkömmlichen Sinn. Der Lieferantenkredit ist eine Form der Finanzierung für Warenumschläge. Hier gewährt der Lieferant als Kreditor seinem Kunden, dem Debitor, einen bestimmten Zahlungsaufschub oder ein längerfristiges Zahlungsziel. So können Unternehmen Zeit gewinnen, um den Betrag zur Begleichung der Rechnung einzunehmen. Mit dem Lieferantenkredit können finanzielle Engpässe überbrückt und die Liquidität geschont werden. Auch bürokratische Hürden wie SCHUFA-Auskunft und weitergehende Prüfungen der Bonität entfallen, wenn zwischen Kunden und Lieferanten ein Vertrauensverhältnis besteht. Sicherheiten wie ein Bankkredit werden in Regel nicht gefordert.
Wie funktioniert ein Lieferantenkredit?
Ein Kunde oder Unternehmen hat Ware bestellt, erhält sie zum vereinbarten Liefertermin und muss diese bei Bedarf erst später bezahlen. Der Lieferant gibt eine Zahlungsfrist vor, die üblicherweise zwischen 14 und 30 Tagen liegt. Somit gibt er seinem Kunden einen Kredit. Kann dieser seine Rechnung noch vor Ablauf der mitgeteilten Frist zahlen, wird üblicherweise ein Skonto als Preisnachlass gewährt. Die Konditionen zur Gewährung des Kredits werden auf der Rechnung angegeben oder Lieferanten und Kunden vereinbaren sie separat.
Warum wird ein Lieferantenkredit gewährt?
Ein Hauptargument ist Kundenbindung. Selbst, wenn Kunden nicht in der Lage sind, die Rechnung sofort zu begleichen, können sie so weitere Käufe zu tätigen und die Zeit bis zum Zahlungsziel nutzen, um die finanziellen Mittel zu beschaffen. Die gekauften Waren können auch nach eigenem Ermessen weiter verkauft oder verarbeitet werden. Das erlaubt, mehr Geschäfte abzuschließen und kann sowohl für Lieferanten als auch Kunden eine Win-win-Situation sein.
Was sind die Vorteile eines Lieferantenkredits?
Einer der größten Vorteile ist die Schonung der Liquidität des Käufers. Dazu kommen vielfältige wirtschaftliche Aspekte:
- Keine Aufnahme eines Bankkredits! Der Lieferantenkredit tritt nur in Kraft, wenn die Zahlung der Waren nicht direkt erfolgt und es eine Geschäftsvereinbarung zwischen Lieferanten und Kunden gibt.
- Wenig Absicherung! Außer Eigentumsvorbehalten müssen keine Sicherheiten gestellt werden.
- Keinerlei vertragliche Bindungen oder Verpflichtungen! Kapitalgeber, Gläubiger, Banken oder andere Kreditinstitute spielen keine Rolle, bestehende Kreditlinien sind nicht betroffen.
- Unkomplizierte Abwicklung! Weder eine bankübliche Bürokratie, eine Bankauskunft noch Formalitäten erschweren diese Finanzierungsform.
Welche Nachteile hat ein Lieferantenkredit?
Für Kreditnehmer kann je nach Rechnungssumme der damit verbundene Verzicht auf Skonto teuer werden. Dazu kommt, dass der effektive Jahreszins in der Regel hoch ist: Wer auf den Preisnachlass durch die Ziehung von Skonti verzichtet und seine Rechnung zur vereinbarten Frist begleicht, ist möglicherweise dazu angehalten, den effektiven Jahreszinssatz zu zahlen. Die Inanspruchnahme eines "normalen" Kredits kann in solchen Fällen günstiger sein. Um Nachteile auszuschließen, lohnt sich der genaue Vergleich. Auch alternative Finanzierungsformen wie beispielsweise Reverse Factoring können in Betracht gezogen werden.
Wichtig für Lieferanten bei einem Kredit: Sollte Ihr Debitor in Zahlungsschwierigkeiten kommen, können Sie als Kreditgeber die weiter verkaufte oder inzwischen verarbeitete Ware nicht zurückfordern. In diesem Fall verlieren Sie Ihre Bezahlung und die gelieferte Ware.
Wie kann ein Lieferantenkredit abgesichert werden?
Wer Kredite bewilligt, sollte sich stets absichern. Beim Lieferantenkredit ist der Kreditgeber durch den sogenannten Eigentumsvorbehalt abgesichert. In der deutschen Rechtsprechung ist geregelt, dass der Kreditnehmer sich verpflichtet, die vereinbarte Schuld zu begleichen. Die vom Kreditor überlassenen Werte machen den Debitor zum Eigentümer. Durch den Eigentumsvorbehalt bleibt der Kreditor jedoch Eigentümer der Waren, bis die Schuld vollständig getilgt ist. Hierbei gilt: Die bereits gelieferten Güter können zurückverlangt werden, wenn über das vereinbarte Zahlungsziel hinaus keine Zahlung erfolgt ist. Eine weitere Absicherung kann über Factoring erfolgen. Hierbei werden Rechnungen an einen sogenannten Factor verkauft, der sich dann um den fristgerechten Eingang des Geldes kümmert. Hier übernimmt der Factor neben Rechnungsfinanzierung auch die Absicherung gegen Zahlungsausfälle.
Fazit: Ein Lieferantenkredit hat sowohl für den Kreditnehmer als auch den Kreditgeber Vor- und Nachteile. Auch wenn die Vorteile auf den ersten Blick überwiegen, ein gewisses Risiko ist nicht außer Acht zu lassen. Bei einem Lieferantenkredit handelt es sich um einen Zahlungsaufschub und gleichzeitig um einen kurzfristigen Kredit, der rechnerisch betrachtet teurer sein kann als z. B. ein Ratenkredit. Was der Lieferant als Zahlungsziel nach Ablauf der Skontofrist setzt, ist faktisch eine Kreditlaufzeit mit einer bestimmten Zinshöhe. Die Zinsen sind nicht immer transparent dargelegt und können hoch sein. Dagegen steht, dass Kunden einen Kredit ohne aufwendige Bonitätsprüfung und Antrag erhalten und keine vertraglichen Verpflichtungen gegenüber Banken oder anderen Drittparteien eingehen müssen. Für den Lieferanten kann der Kredit eine gute Form der Kundenbindung sein. Die hier erklärten Hintergründe zeigen aber auch eines eindeutig: Die Gewährung von Skonto vom Lieferanten ist keineswegs als ein Entgegenkommen oder gar als Nachlass zu verstehen. Vielmehr zahlt der Kunde, der innerhalb der Skontofrist seine Rechnung begleicht, den Normalpreis und zahlt nicht für ein verlängertes Zahlungsziel.