Das abc-Glossar
Wichtige Begriffe für Unternehmer - einfach erklärt

Liquidität vor Rentabilität: Was heißt das?

Liquidität und Rentabilität sind Begriffe bzw. Konzepte aus dem Bereich des Finanzmanagements. Wir erklären in diesem Artikel, wie beides miteinander in Beziehung steht und geben Tipps, wann dieses Prinzip angewendet werden sollte.

Liquidität vs. Rentabilität: Was sind die Unterschiede?

Die Liquidität bezieht sich auf die Fähigkeit eines Unternehmens, vor allem seinen kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Im Wesentlichen geht es darum, wie viel liquide Mittel (bzw. Vermögenswerte, die schnell in Bargeld umgewandelt werden können) ein Unternehmen besitzt, um Schulden und andere kurzfristige Verbindlichkeiten zu begleichen. Gemessen werden kann die Liquidität eines Unternehmens - neben anderen Kennzahlen - z.B. am sogenannten Liquiditätsgrad.

Die Rentabilität ist ein Maß für die Ertragskraft eines Unternehmens und zeigt, wie effizient die eingesetzten Ressourcen verwendet werden, um Gewinne zu erzielen. Mit anderen Worten geht es um die Fähigkeit eines Unternehmens, möglichst viel Gewinn im Verhältnis zu den getätigten Investitionen, dem Umsatz und/oder dem Eigenkapital zu erzielen. Gemessen werden kann die Rentabilität anhand verschiedener Kennzahlen wie z.B. der Eigenkapitalrendite, Gesamtkapitalrendite oder Umsatzrendite.

Was heißt „Liquidität vor Rentabilität“?

Das Prinzip "Liquidität vor Rentabilität" besagt, dass ein Unternehmen stets sicherstellen sollte, dass es über ausreichend flüssige Mittel zur Erfüllung seiner finanziellen Verpflichtungen verfügt, bevor es sich auf die Maximierung seiner Rentabilität konzentriert.


Dies hat folgende Vorteile:

  1. Risikominimierung: Ein hoher Liquiditätsgrad minimiert das Risiko von Unterliquidität bzw. das Risiko eines Liquiditätsengpasses, welcher im schlimmsten Fall zu einer Zahlungsunfähigkeit bzw. Insolvenz führen kann.
  2. Flexibilität: Mit einer soliden Liquiditätsausstattung kann ein Unternehmen schnell auf Marktveränderungen und -chancen reagieren (z.B. Ausnutzung von attraktiven Investitionsmöglichkeiten, Bewältigung von Krisen).
  3. Vertrauensbildung: Gläubiger, Lieferanten, Investoren und auch Mitarbeiter haben mehr Vertrauen in ein Unternehmen, wenn Zahlungen stets pünktlich getätigt werden. Dies kann auch zu besseren Kredit- und Einkaufskonditionen oder einer generell stärkeren Verhandlungsposition gegenüber sonstigen Geschäftspartnern führen.
  4. Ausnutzung von Zahlungsanreizen: Durch eine hohe Verfügbarkeit von Liquidität können im Einkauf Boni, Skonti und sonstige Rabatte genutzt werden.
  5. Reduzierung von Fremdkapitalkosten: Ausreichende Liquidität verhindert, dass das Unternehmen Kredite in Anspruch nehmen muss, die mit hohen Zinsen oder Gebühren verbunden sind. Wichtig zu beachten: je schwieriger die wirtschaftliche bzw. finanzielle Lage eines Unternehmens ist, desto eher verschärft sich dieser Zusammenhang noch weiter.


Folgende Nachteile können sich durch das Prinzip „Liquidität vor Rentabilität“ ergeben:

  1. Potenziell geringere Renditen: Ein starker Fokus auf Liquidität kann dazu führen, dass Unternehmen Investitionsmöglichkeiten verpassen, die höhere Renditen versprechen, auch wenn diese mit einem höheren Risiko verbunden wären.
  2. Ineffiziente Kapitalnutzung und Opportunitätskosten: Zu viel gebundenes Kapital in liquiden Mitteln (auch Überliquidität genannt) kann bedeuten, dass dieses Kapital überhaupt gar nicht rentabel genutzt wird. Diese entgangenen Erträge fehlen dem Unternehmen dann. Zudem können die bestehenden liquiden Mittel fremdfinanziert sein, d.h. ein Unternehmen zahlt Zinsen und Gebühren für dieses Kapital, was unter Umständen nicht bzw. nicht in dieser Höhe hätte vorliegen müssen.

Geht Liquidität immer vor Rentabilität?

Die oben ausgeführten Vor- und Nachteile dieses Prinzips lassen es vermuten: „Liquidität vor Rentabilität“ muss nicht für jedes Unternehmen oder jede Branche, oder nicht zu jedem Zeitpunkt die vorteilhafteste Strategie sein. Auch sind die jeweiligen Unternehmensziele zu berücksichtigen. Hier zusammenfassend die wichtigsten Punkte:

  • Ein übermäßiger Fokus auf Liquidität kann durchaus die Rentabilität beeinträchtigen.
  • Das Prinzip "Liquidität vor Rentabilität" ist jedoch grundsätzlich vorzuziehen
    • je risikoaverser der Unternehmensentscheider ist
    • je unsicherer die Marktgegebenheiten sind
    • je höher der Liquiditätsbedarf innerhalb der Branche/des Marktsegments ist
    • je unregelmäßiger die Zahlungseingänge eines Unternehmens sind
  • Wichtig ist eine professionelle Liquiditätsplanung, die dabei hilft, die flüssigen Mittel zu jedem Zeitpunkt bedarfsgerecht auszubalancieren, sodass weder Liquiditätsprobleme entstehen noch die Rentabilität übermäßig leidet.
Mitgliedschaften